Mittwoch, 1. Februar 2012

Rezension zu "Engel der Nacht" von Becca Fitzpatrick


 Düster und gut

"Engel der Nacht" von Becca Fitzpatrick ist ingesamt ein gelungener Auftakt zu einer neuen Fantasy-Reihe. Leider konnte mich die Handlung aber nicht immer ganz mitreißen und es gab sogar die ein oder andere Stelle, die mich wirklich genervt hat.

Aber erst zum Inhalt: Nora ist eine gute High-School-Schülerin (fast schon Marke Streber) in Portland. Ihr Vater wurde vor einem Jahr ermordet und seitdem arbeitet ihre Mutter viel und ist oft auf Reisen. Als der neue Schüler Patch in Noras Leben tritt, ist sie verwirrt von seiner dunklen Ausstrahlung, die ihr einerseits Angst macht und sie andererseits anzieht. Patch scheint ebenfalls interessiert zu sein, doch seit seinem Erscheinen ereignen sich bei Nora merkwürdige Dinge: Sie fühlt sich verfolgt und erlebt Horrorszenarien wie Unfälle, die sich im Nachhinein nur in ihrem Kopf abzuspielen scheinen. Während Nora fürchtet verrückt zu werden, treffen sie und ihre beste Freundin Vee den gutaussehenden Elliot, ebenfalls neuer Schüler ihrer High School, und seinen schweigsamen Freund Jules. Doch Nora ist nicht sicher, ob man ihnen trauen kann...

Im Großen und Ganzen ist der Roman meiner Meinung nach wirklich gut. Der Schreibstil sticht dabei im Vergleich zu vielen anderen Romanen aus dem Bereich Romantic Fantasy wirklich heraus, da er nicht nur sehr ansprechend und flüssig zu lesen ist, sondern oft auch amüsant und spritzig wirkt. Auch die Protagonisten sind gut gelungen, besonders Patch, dessen dunkler, gefährlicher und geheimnisvoller Charakter gut herauskommt. Auch Nora, die mit Ausnahme des Prologs als Ich-Erzählerin auftritt, ist ganz ansprechend, wenn sie auch für meinen Geschmack im Laufe des Romans nachließ und sowohl blasser als auch schwächer wird. Sie kann sich nicht durchsetzen und lässt sich daher öfter fremdbestimmen, als es am Anfang des Romans zu ihrem Charakter gepasst hätte.

Wirklich nervig wird dagegen mit der Zeit Vee, die einfach immer ein wenig zu überdreht ist. Typisch amerikanisch, immer etwas "over the top". Auch ihre Naivität wurde irgendwann ziemlich unerträglich und passte zu ihrem Charakter eigentlich noch weniger als zu Noras. Denn sie war von Anfang an der starke, selbstbewusste Part in der Freundschaft und baut dann plötzlich zum dummen Huhn ab. Berücksichtigt man, dass gefallene Engel und Nephilim die Macht haben, die Gedanken anderer Menschen zu beeinflussen, mag sich diese an Dummheit grenzende Naivität und Noras gleichzeitiger Mangel an Durchsetzungsvermögung und Überzeugungskraft vielleicht das ein oder andere Mal als gewollt erklären lassen, aber dennoch hat es mich gestört und ließ die Geschichte an diesen Stellen auch etwas konstruiert wirken.

Außerdem gefiel mir die Vielzahl der Handlungsstränge nicht wirklich. Nora ist ja als Opfer von Verfolgung und gefährlichen Typen plötzlich mehr als gefragt! Von allen Seiten fühlt sie sich bedroht und ich habe mich gefragt, ob man nicht vielleicht einen der "Bösen" erst in einem späteren Teil hätte zur Tat schreiten lassen können. So las sich das Finale, das übrigens nach einem eher schwachen, in die Länge gezogenen Mittelteil mehr als nötig war, fast wie eine Checkliste darüber, wer jetzt für welche Schandtat in Noras Leben zuständig gewesen ist. Viele Fragen bleiben am Ende zudem offen und ich hoffe, dass die Folgeromane dort noch einige Erklärungen liefern werden.

Da die Liebesgeschichte zwischen Patch und Nora mich aber ziemlich in den Bann zog, hat mir der Roman insgesamt dennoch gefallen, auch wenn man über das vermittelte Bild, dass das "gute" Mädchen sich mit dem "bösen" Jungen einlässt und sich durch ihre Faszination für ihn, die mit einem für mich nicht ganz verständlichen Verlust jeglicher Vernunft einherging, in wirklich zweifelhafte und potentiell lebensgefährliche Situationen begibt, sicher streiten kann. Das macht es trotz der Theamtik, die denen anderer Jugendromane stark gleicht, für jüngere als solches nur bedingt geeignet - eher zu empfehlen für 16 Jahre und älter.

Mein Fazit also: Trotz einiger Schwächen ist "Engel der Nacht" eine gelungene Liebesgeschichte aus dem Bereich Mystery/Fantasy, die man dank einer sehr überzeugenden Sprache gut und recht kurzweilig lesen kann. Ich freue mich auf den Rest der Reihe.

Reihe (Links zu Amazon.de):
  1. "Engel der Nacht" (Aug. 2010, engl. Originaltitel "Hush, Hush")
  2. "Bis das Feuer die Nacht erhellt" (Nov. 2011, engl. Originaltitel "Crescendo")
  3. Deutscher Titel noch nicht bekannt (engl. Originaltitel "Silence")
  4. (engl. Originaltitel "Finale"/noch nicht erschienen)

1 Kommentar:

  1. Huhu :-)

    Dieses Buch möchte ich auch möglichst bald einmal lesen . . .

    lG Favola

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